Ein Verein ist keine öffentliche Einrichtung (wie etwa ein städtisches Freibad o.ä.), wie manch einer zu meinen scheint, sondern ein von Privatleuten getragenes Konstrukt, das als Verein dann als eine juristische Person zu handeln berechtigt ist, als solche Eigentum erwerben und verwalten und auch wieder veräußern kann. Ein Anspruch, einen Verein besuchen zu dürfen – oder gar wie selbstverständlich beitreten zu dürfen, wenn man einfach nur Eintritt oder die Mitgliedsgebühr bezahlt – existiert nicht. Was Vereine über Jahre und Jahrzehnte hin aufgebaut und sich erwirtschaftet haben, ist dem Geld und der Arbeitsleistung seiner Mitglieder zu verdanken. Und die haben somit auch das Recht, die Ausrichtung ihres Vereins zu steuern. Die Satzung des Vereins liefert die Grundlage dazu. Mehr aber auch nicht. Wie der Verein darüber hinaus auftritt und insgesamt so drauf ist, haben allein die Mitglieder in der Hand.
Verein ist nicht gleich Verein
Die Mitglieder und der Vereinszweck machen den Verein aus. So verfolgt auch nicht jeder Verein dasselbe Ziel. Ist ein Verein überhaupt auf neue Mitglieder aus? Oder auf Gäste? Das alles entscheiden die Mitglieder. Und letztendlich sind es auch die Mitglieder, die einen Verein attraktiv machen oder nicht – ob nun beabsichtigt oder versehentlich.

Viele Vorurteile über Vereine
Hier im Forum habe ich den entsprechenden Thread gelesen, der solche unschönen Erscheinungsformen darlegt und dem auch noch Mobbing hinzuführt. Das alles gibt es (wahrscheinlich). Wir wiederum haben bislang auf Vereinsgeländen ausschließlich gute Erfahrungen gemacht. Was auch der Grund ist, warum wir unser Verhalten nicht groß ändern werden.

Wohin will der Verein?
Das entscheiden, wie gesagt, die Mitglieder. Will man ein ruhiger Rückzugsort für Rentner und Pensionisten sein, so wird man sein Gelände nicht auf Familien ausrichten, wie etwa durch einen Spielplatz. Will man hingegen attraktiv für Familien sein, sollte es nicht sowas wie eine Mittagsruhe geben, bei denen Kinder nicht in den Pool und auf gar keinen Fall laut sein dürfen. Für junge Eltern und junggebliebene Erwachsene, die ihre Abende nicht vor dem Fernseher im Wohnwagen oder still Pfeife rauchend auf der WoMo-Veranda verbringen möchten, ist auch eine Abendruhe ab 20:00 Uhr unattraktiv. Man will im Sommer doch auch mal länger grillen, feiern, zu Musik tanzen und ggf. bis nach Mitternacht Party machen. Vereine, die so etwas verbieten, locken wahrscheinlich keine jungen Leute an.
Die Vielfalt an Ausrichtungen
Kurzum, jeder Verein ist anders, und jeder Verein beabsichtigt was anderes. Nicht jeder passt zu einem. Die Kunst besteht darin, den für sich passenden zu finden. Falls es ihn denn gibt.

Wir, eine junge Familie, in der Vereins-Szene
Wir kennen inzwischen zwei Vereine, deren Gelände wir seit Jahren regelmäßig frequentieren. Zwei weitere Vereine stehen auf unserer To-do-list weit oben, da mal reinzuschauen. Doch im Grunde sind zwei ja schon vollauf ausreichend für regelmäßige Besuche und Kontaktpflege. In keinem dieser beiden Vereine gibt es irgendein uns bekanntes Regelwerk. Man hält sich an die allgemeinen Anstandsregeln, die man auch im Supermarkt, im Zug und im Alltag walten lassen sollte, und gut ists. Es gibt da weder starre Mittagsruhen oder ein Party-Limit am Abend. Man nimmt einerseits aufeinander Rücksicht und engt sich andererseits gegenseitig nicht mehr ein, als notwendig. So ist klar, dass man um Mitternacht nicht nochmal Bass und Boxen auf Anschlag dreht, wenn 50m weiter ein Zelt mit schlafenden Gästen steht. Zugleich schimpft aber auch niemand, wenn nach neun noch laut Karaoke gesungen wird.
Für uns die Vorteile?
Erstmal die Orga. Es ist alles da. Vom Wickeltisch bis zu Schattenplätze bis hin zum Kühlschrank und Getränken und dazu ein Herd für warme Mahlzeiten. Und auch für sonstige Fragen/Sorgen steht irgendwer zur Verfügung und kann Rat oder Hilfe oder das gerade notwendige Werkzeug oder Ersatzteil geben. So trifft man natürlich auch immer wieder auf dieselben Menschen, wodurch Kontakte und Freundschaften entstehen. In der Routine liegt Kraft – und Entspannung. Die Gelände sind gepflegt, sie sind geschützt und man weiß, man begegnet hier nur Gleichgesinnten. Keine Spanner im Gebüsch, keine Badehosenträger, die von den supertoleranten Elite-Granden erhaben geduldet werden. Wir können uns dort völlig fallen lassen. An offenen Stellen, wo man mit allem möglichen Publikumsverkehr rechnen muss, geht das nur bedingt. Ein weiterer Vorteil von Vereinsgeländen, wenn man mit Kleinkind reist: Das Kind kann nicht einfach mal davonlaufen. Und da man auf Vereinsgeländen die Leute in der Regel zuordnen kann, passt man auch aufeinander auf. Man kennt sich und man mag sich. Ungeschätzte Gäste, die sich nicht zu benehmen wissen, kommen schließlich kein zweites Mal aufs Gelände.
Nicht für jeden das Richtige
Klar werden das viele anders sehen. Und klar empfinden andere wahrscheinlich dasselbe Freiheitsgefühl wie wir auf Vereinsgeländen nur abseits davon. So sei es. Alles gut und easy. Jeder hat sein Faible. Dieses kleine Essay soll nur einen Beitrag leisten, Vereine nicht ad hoc abzuurteilen oder sie grundsätzlich als verknöchert und starr anzusehen. Jeder Verein hat seinen Charakter – und ob man dazu passt oder nicht, kann man vorab kaum sagen. Wir haben bislang zwei Vereine gefunden, bei denen wir uns wohlfühlen. Bestimmt finden wir noch andere.