Hanna hat geschrieben: ↑Freitag 9. September 2022, 19:36
...Und es ist auch nicht die Schuld zurückhaltender (konfliktscheuer?) Menschen, wenn auf dessen Rechten herumgetrampelt wird.
Natürlich nicht "Schuld".
Aber Verantwortung für SEIN Leben kann man nicht (nur) auf andere abschieben.
Ich bin bis in die frühe Erwachsenenzeit (so Anfang 20) extrem schüchtern und zurückhaltend gewesen. Hatte quasi Angst vor fast allen anderen Menschen.
Dann begann ich zu studieren und merkte - so blöd bin ich gar nicht. Erstmals begann ich mich zu
beteiligen. War in der Schule nur recht selten der Fall. Auf einmal gab es Mitmenschen, die sich sogar für das interessierten, was ich so von mir gab.
Etwas später kam hinzu, dass ich offenbar "im Verborgenen" einiges an Wissen erworben hatte, was mir erst jetzt in Kommunikation mit anderen auffiel. Schließlich beschloss ich: Weg von zu Hause.
Selber machen. Da meine Eltern sich ziemlich in meine Entwicklung eingemischt hatten - was nicht unbedingt schlecht war, von
mir aber als Einschränkung empfunden wurde - hielt ich ab jetzt Abstand. Natürlich war der Kontakt nach zu Hause
immer da. Aber, was ich so tat, erörterte ich nicht mit ihnen. Sie fanden das blöd.
Wie dem auch sei: Irgendwann hatte ich
meinen Weg gemacht.
Dann entdeckte ich die Zerstörung meiner seit Kindheit geliebten Landschaft. Da begann ich mich vehement für den Naturschutz zu interessieren. Las enorm viel, fuhr zu Behörden, Ämtern um zu diskutieren, Eingaben zu machen. Ich habe Unmengen an Geld allein für Gesetzestexte und Kommentare ausgegeben. Die gab es noch nicht im Internet, die musste man kaufen! Die waren teuer (Beck-Verlag). Im Lauf der Zeit hab ich so manchen Behördenvertreter auf Bestimmungen aufmerksam gemacht, die der gar nicht (für) wahr genommen hatte...
Ich hab dann andere angeregt, einen örtlichen(!) Naturschutzverein zu gründen, den ich Jahrzehnte führte. Schon nach ganz kurzer Zeit hatten wir knapp 1000 Mitglieder!
Lange Schreibe - kurzer Sinn:
Ich/WIR (ich war nicht allein!) hab/en hier im Raum eine Menge erreicht...
Hanna hat geschrieben: ↑Freitag 9. September 2022, 19:36
Ganz egal ob etwas mein gutes Recht ist oder nicht, gilt es immer solche langfristigen Folgen mit abzuwägen.
Eben.
Hätte ich gekuscht, mich zurückgehalten, mich nicht gekümmert...
ICH weiß, was dann alles hier bei uns anders gekommen wäre! Die langfristigen Folgen wären definitiv schlimmer gewesen!
Ich bin überzeugt, manche gesellschaftliche Fehlentwicklung hätte zumindest begrenzt werden können, wenn die Courage der Mitmenschen nicht der eigenen Bequemlichkeit, der eigenen mangelnden Konfliktfähigkeit, ja der Angst (die ich jedem zugestehe!) zum Opfer gefallen wäre. Ich denke da auch an Jesaja 53,7f...
Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und schämten sich nicht. (1Mo 2,25)