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Vereins-FKK und warum wir das zwischenzeitlich bevorzugen.

Verfasst: Montag 26. Mai 2025, 16:47
von Nebula
Zunächst einmal: Was ist denn eigentlich ein Verein?

Ein Verein ist keine öffentliche Einrichtung (wie etwa ein städtisches Freibad o.ä.), wie manch einer zu meinen scheint, sondern ein von Privatleuten getragenes Konstrukt, das als Verein dann als eine juristische Person zu handeln berechtigt ist, als solche Eigentum erwerben und verwalten und auch wieder veräußern kann. Ein Anspruch, einen Verein besuchen zu dürfen – oder gar wie selbstverständlich beitreten zu dürfen, wenn man einfach nur Eintritt oder die Mitgliedsgebühr bezahlt – existiert nicht. Was Vereine über Jahre und Jahrzehnte hin aufgebaut und sich erwirtschaftet haben, ist dem Geld und der Arbeitsleistung seiner Mitglieder zu verdanken. Und die haben somit auch das Recht, die Ausrichtung ihres Vereins zu steuern. Die Satzung des Vereins liefert die Grundlage dazu. Mehr aber auch nicht. Wie der Verein darüber hinaus auftritt und insgesamt so drauf ist, haben allein die Mitglieder in der Hand.

Verein ist nicht gleich Verein

Die Mitglieder und der Vereinszweck machen den Verein aus. So verfolgt auch nicht jeder Verein dasselbe Ziel. Ist ein Verein überhaupt auf neue Mitglieder aus? Oder auf Gäste? Das alles entscheiden die Mitglieder. Und letztendlich sind es auch die Mitglieder, die einen Verein attraktiv machen oder nicht – ob nun beabsichtigt oder versehentlich. ;) In manchen Vereinen gibt es verknöcherte Strukturen, die aufzubrechen anscheinend ein Sakrileg wäre. In anderen ist die Gemeinschaft so gewachsen, dass es Neulinge schwer haben, Anschluss zu finden. Andere haben schlechte Erfahrung mit Gästen gemacht, wodurch solche nun nur noch unter Argusaugen auf das Vereinsgelände dürfen. Hier und da mag es auch eine außerordentliche Regelwut geben, wie z.B. Mittagsruhe von 12:00 bis 14:00 Uhr, ab 20:00 Uhr Nachtruhe – und dergleichen. Das alles ist möglich. Aber nicht die Regel. Jedenfalls nicht nach unseren Erfahrungen.

Viele Vorurteile über Vereine

Hier im Forum habe ich den entsprechenden Thread gelesen, der solche unschönen Erscheinungsformen darlegt und dem auch noch Mobbing hinzuführt. Das alles gibt es (wahrscheinlich). Wir wiederum haben bislang auf Vereinsgeländen ausschließlich gute Erfahrungen gemacht. Was auch der Grund ist, warum wir unser Verhalten nicht groß ändern werden. ;)

Wohin will der Verein?

Das entscheiden, wie gesagt, die Mitglieder. Will man ein ruhiger Rückzugsort für Rentner und Pensionisten sein, so wird man sein Gelände nicht auf Familien ausrichten, wie etwa durch einen Spielplatz. Will man hingegen attraktiv für Familien sein, sollte es nicht sowas wie eine Mittagsruhe geben, bei denen Kinder nicht in den Pool und auf gar keinen Fall laut sein dürfen. Für junge Eltern und junggebliebene Erwachsene, die ihre Abende nicht vor dem Fernseher im Wohnwagen oder still Pfeife rauchend auf der WoMo-Veranda verbringen möchten, ist auch eine Abendruhe ab 20:00 Uhr unattraktiv. Man will im Sommer doch auch mal länger grillen, feiern, zu Musik tanzen und ggf. bis nach Mitternacht Party machen. Vereine, die so etwas verbieten, locken wahrscheinlich keine jungen Leute an.

Die Vielfalt an Ausrichtungen

Kurzum, jeder Verein ist anders, und jeder Verein beabsichtigt was anderes. Nicht jeder passt zu einem. Die Kunst besteht darin, den für sich passenden zu finden. Falls es ihn denn gibt. :D Dass Vereine offensichtlich bei einigen Zeitgenossen einen schlechten Ruf haben, liegt unserer Ansicht nach nur daran, dass man einen für sich passenden halt nicht gefunden hat. Daraus auf alle anderen zu schließen, ist aber nunmal auch nicht angemessen. Wer es gern laut und lustig hat, sollte sich nicht zu einem vornehmlich aus älteren Herrschaften bestehenden Verein gesellen. Wer es abends ruhig möchte und auf seinen Mittagsschlaf Wert legt, sollte sich nicht zu Vereinen mit einem hohen Kinderanteil begeben. Der Verein muss zum Einzelnen passen – und der Einzelne zum Verein. Nur dann funktioniert es auf längere Sicht.

Wir, eine junge Familie, in der Vereins-Szene

Wir kennen inzwischen zwei Vereine, deren Gelände wir seit Jahren regelmäßig frequentieren. Zwei weitere Vereine stehen auf unserer To-do-list weit oben, da mal reinzuschauen. Doch im Grunde sind zwei ja schon vollauf ausreichend für regelmäßige Besuche und Kontaktpflege. In keinem dieser beiden Vereine gibt es irgendein uns bekanntes Regelwerk. Man hält sich an die allgemeinen Anstandsregeln, die man auch im Supermarkt, im Zug und im Alltag walten lassen sollte, und gut ists. Es gibt da weder starre Mittagsruhen oder ein Party-Limit am Abend. Man nimmt einerseits aufeinander Rücksicht und engt sich andererseits gegenseitig nicht mehr ein, als notwendig. So ist klar, dass man um Mitternacht nicht nochmal Bass und Boxen auf Anschlag dreht, wenn 50m weiter ein Zelt mit schlafenden Gästen steht. Zugleich schimpft aber auch niemand, wenn nach neun noch laut Karaoke gesungen wird.

Für uns die Vorteile?

Erstmal die Orga. Es ist alles da. Vom Wickeltisch bis zu Schattenplätze bis hin zum Kühlschrank und Getränken und dazu ein Herd für warme Mahlzeiten. Und auch für sonstige Fragen/Sorgen steht irgendwer zur Verfügung und kann Rat oder Hilfe oder das gerade notwendige Werkzeug oder Ersatzteil geben. So trifft man natürlich auch immer wieder auf dieselben Menschen, wodurch Kontakte und Freundschaften entstehen. In der Routine liegt Kraft – und Entspannung. Die Gelände sind gepflegt, sie sind geschützt und man weiß, man begegnet hier nur Gleichgesinnten. Keine Spanner im Gebüsch, keine Badehosenträger, die von den supertoleranten Elite-Granden erhaben geduldet werden. Wir können uns dort völlig fallen lassen. An offenen Stellen, wo man mit allem möglichen Publikumsverkehr rechnen muss, geht das nur bedingt. Ein weiterer Vorteil von Vereinsgeländen, wenn man mit Kleinkind reist: Das Kind kann nicht einfach mal davonlaufen. Und da man auf Vereinsgeländen die Leute in der Regel zuordnen kann, passt man auch aufeinander auf. Man kennt sich und man mag sich. Ungeschätzte Gäste, die sich nicht zu benehmen wissen, kommen schließlich kein zweites Mal aufs Gelände.

Nicht für jeden das Richtige


Klar werden das viele anders sehen. Und klar empfinden andere wahrscheinlich dasselbe Freiheitsgefühl wie wir auf Vereinsgeländen nur abseits davon. So sei es. Alles gut und easy. Jeder hat sein Faible. Dieses kleine Essay soll nur einen Beitrag leisten, Vereine nicht ad hoc abzuurteilen oder sie grundsätzlich als verknöchert und starr anzusehen. Jeder Verein hat seinen Charakter – und ob man dazu passt oder nicht, kann man vorab kaum sagen. Wir haben bislang zwei Vereine gefunden, bei denen wir uns wohlfühlen. Bestimmt finden wir noch andere.

Re: Vereins-FKK und warum wir das zwischenzeitlich bevorzugen.

Verfasst: Montag 26. Mai 2025, 22:08
von Thomas Krämer
Vielen Dank, Nebula, für deinen tollen Erfahrungsbericht. 👍
Es freut mich sehr, dass ihr so gute Erfahrungen gemacht habt und euch in „euren“ Vereinen wohlfühlt.
Leider gibt es bei uns in der näheren Umgebung keine FKK-Vereine.
Liebe Grüße Thomas

Re: Vereins-FKK und warum wir das zwischenzeitlich bevorzugen.

Verfasst: Dienstag 27. Mai 2025, 05:53
von Odo01
Nein, wir sind nicht in einem Verein, wissen jedoch die Arbeit und den Wert der FKK-Vereine sehr zu schätzen.
Nachdem wir auf FKK-Campingplätzen mehrfach schlechte Erfahrungen gemacht haben – insbesondere am Rosenfelder Strand und am Keutschacher See – sind wir dazu übergegangen, unseren Urlaub lieber auf Vereinsgeländen zu verbringen. Dort können wir sicher sein, dass das FKK-Leben noch ernst genommen wird, ohne dass Textilbesucher mit ihren Smartphones störend durch die Gegend laufen.

Natürlich muss man sich bewusst sein, dass man auf Vereinsgeländen auch gewisse Abstriche machen muss – vor allem in Bezug auf die Ausstattung: Oft gibt es nur einfache, zusammengestellte Sanitäranlagen, keine Gastronomie, keine Einkaufsmöglichkeiten und meist nur kleine Pools. Für uns sind das jedoch keine großen Nachteile, denn wir wurden in jedem Verein bisher sehr freundlich aufgenommen – teils sogar in das Vereinsleben integriert, was den Aufenthalt besonders angenehm gemacht hat.

Wir haben auch schon darüber nachgedacht, einem Verein beizutreten. Im Umkreis von weniger als 100 km gibt es acht Vereine – einer davon sogar nur 11 km entfernt. Dieser liegt zwar idyllisch im Wald, aber leider direkt an der Autobahn A4 bei Köln. Der Platz selbst ist zwar gut versteckt, aber auf den ersten Parzellen ist man keine 50 Meter von der Autobahn entfernt und hört den Verkehr deutlich. Diese Nähe zur Autobahn war für uns letztlich ein Ausschlusskriterium.

Ein weiteres Problem: In den meisten umliegenden Vereinen sind Hunde nicht erlaubt. Obwohl einige dieser Vereine händeringend neue Mitglieder suchen, lehnen sie Interessierte mit Hund konsequent ab. Auch im Urlaub haben wir mit Gleichgesinnten gesprochen, die gerne beitreten würden – aber wegen ihrer Hunde abgewiesen wurden. Hier fehlt es leider oft an Flexibilität.

Wir genießen daher unsere Zeit im eigenen, blickdichten Garten. Dort können wir uns frei bewegen und die FKK-Lebensweise ungestört ausleben. Was uns allerdings fehlt, ist der Austausch mit Gleichgesinnten – genau das, was ein Verein bieten könnte.

Re: Vereins-FKK und warum wir das zwischenzeitlich bevorzugen.

Verfasst: Montag 16. Juni 2025, 14:00
von Phragmites
Vereinsgelände haben für Viele viele Vorteile, diese erkenne ich an.
für mich persönlich reichen aber die vielen freien Fkk-Plätze in und um München.

Re: Vereins-FKK und warum wir das zwischenzeitlich bevorzugen.

Verfasst: Montag 16. Juni 2025, 22:03
von Konrad R.
Nebula hat geschrieben: Montag 26. Mai 2025, 16:47 Kurzum, jeder Verein ist anders, und jeder Verein beabsichtigt was anderes. Nicht jeder passt zu einem. Die Kunst besteht darin, den für sich passenden zu finden.
Wohl denen, die in akzeptabler Entfernung ein Auswahl haben.

Re: Vereins-FKK und warum wir das zwischenzeitlich bevorzugen.

Verfasst: Dienstag 17. Juni 2025, 14:45
von Nebula
Konrad R. hat geschrieben: Montag 16. Juni 2025, 22:03 Wohl denen, die in akzeptabler Entfernung ein Auswahl haben.
Wir haben im Radius von 70 km 5 Stück, das ist in der Tat ganz ordentlich. In einem sind wir nun vollwertige Mitglieder, bei einem anderen sind wir passive Mitglieder. Wenn wir mal etwas firmer mit dem Campen sind, besuchen wir bestimmt auch mal entferntere Vereine. Kennengelernt haben wir schon Leute aus norddeutschen und westdeutschen Vereinen, denn die Vereine besuchen sich ja auch gegenseitig oder treffen einander, um bei dieser und jener Herausforderung Rat einzuholen. Wahrscheinlich leisten auch die Dachverbände ihren Beitrag, um Kit zwischen die Vereine zu bringen. Für uns, die immer gern mal neue Leute kennenlernen, eine coole Sache, wenn spontan Leute aus anderen Vereinen hereinschneien und von sich und ihren Erlebnissen erzählen. So manch einen Verein und sein Gelände wollen wir schon irgendwann mal besuchen fahren. Zu gegebener Zeit.

Man kommt schnell ins Gespräch, und i.d.R ist da sofort ein Bonding. Man kann selbstverständlich überall mit Leuten ins Gespräch kommen. Auf Vereinsgeländen fällt uns das aber leichter. Halt weil alle irgendwie doch vom selben Schlag sind und man einander versteht.