Das Berliner Kulturmagazin
The Berliner hat kürzlich einen interessanten und lesenswerten Artikel über die Nacktkultur in Berlin veröffentlicht:
https://www.the-berliner.com/berlin/nud ... fe-drawing.
Es geht darum, wie verschiedene Gruppen in der Hauptstadt versuchen, Menschen für gesellschaftliche Nacktevents zu gewinnen, im Spannungsfeld zwischen einem verstaubten Image klassischer FKK und der sonst in der Berliner Kink- und Partyszene üblichen Sexualisierung von Nacktheit. Zu Wort kommen sehr viele verschiedene Menschen, die ihre teils sehr unterschiedliche, aber insgesamt überwältigend positive Erfahrungen und Einstellungen zu sozialer Nacktheit teilen. Leider ist der Artikel allerdings nur auf Englisch verfügbar.
Der Kapitalismus will nicht, dass wir uns in unserer Nacktheit wohlfühlen. Wie viel kann man jemanden schon verkaufen, der sich nackt wohlfühlt und deine Produkte nicht braucht? Dein Make-up nicht braucht? Oder deine schicke Yogakleidung?
Es ist sicherlich schwierig, jüngere Menschen zu erreichen, aber es ist möglich. Man muss immer gegen das negative Image ankämpfen, das FKK und vor allem FKK-Vereine haben. Wir tun wirklich viel dafür, und ich denke, die meisten anderen Vereine tun das nicht, weil sie kein Bewusstsein dafür haben, dass das wichtig ist.
Alles um uns herum sagt uns, wie und wer wir sein sollen. Ich denke, besonders in meinem Fall hatte ich mein ganzes Leben lang Probleme mit meinem Körper. Nackt zu sein gibt mir mehr Selbstvertrauen und mehr Akzeptanz gegenüber meinem Körper und wie er ist.
Ich weiß nicht, wie sie es so tief in die Psyche eines jeden Menschen eingepflanzt haben, dass der eigene Körper nicht richtig ist - entweder ist der Penis zu klein oder man ist zu dick oder die Titten sind zu klein. Sie haben uns buchstäblich von Geburt an irgendwie dazu gebracht, uns für unseren Körper zu schämen. Aber es ist so ein magischer Anblick, die Leute nackt zu sehen, denn dann lässt man all die Ängste los, die man sich selbst und seinem Körper und seinem Aussehen auferlegt hat. Wenn man alle nackt sieht, merkt man, oh, wir sind alle nur verrückte, wackelige, schöne Dinge.
Wir kleiden uns mit Stoffen, die schlecht für uns sind, die schlecht für den Planeten sind und die massenhaft in Billiglohnländern hergestellt werden. Und wenn wir das sein lassen, wenn wir all diese Etiketten, Logos und Kleidungsstücke vom Körper nehmen - ich denke, das gibt uns eine Alternative. Es gibt uns eine Sichtweise außerhalb des Kapitalismus.
Ich meine, wir machen Nacktzeichnungen auf dem Tempelhofer Feld. Wie berlinerischer kann es noch werden?
