Hannes hat geschrieben: ↑Sonntag 15. September 2024, 01:03
Als "Spanner" bezeichne ich den Typen, der wie "Sauron" das Auge in "Herr der Ringe" die Menschen in seiner
nähreren Umgebung fixiert und kontrolliert ohne dabei die soziale Nähe zu wollen, oder den menschlichen
Austausch zu suchen.
Das empfinde ich jetzt als sehr verletzend und unfair Sauron gegenüber. Ich bin mir sicher, dass Sauron sich durchaus Nähe und Austausch gewünscht hätte, insbesondere zu Frodo und Aragorn (Gewalt ist eine Form von Austausch, oder?), und nur nicht in der Lage dazu war, weil von seinem Körper nichts außer sein Auge übrig geblieben ist nachdem Isildur ihm den Ring von seinem Finger geschnitten hat. Diese Form von Ableismus darf keinen Platz in der FKK haben, auch entkörperlichte Sehorgane haben einen Platz in unserer Community!
Was war das Thema? Ach ja...
Wenn ich mich in der Öffentlichkeit bewege, habe ich keinen Anspruch darauf, nicht angeschaut zu werden. Ich habe kann aber darauf bestehen, respektvoll behandelt zu werden, und das schließt mit ein, nicht "unangemessen" angeschaut zu werden, sodass ich mich nicht mehr wohl fühle.
Ebenso kann sich wohl kaum jemand davon freisprechen, andere Menschen nicht auch anhand ihres Äußeren zu bewerten und in Kategorien wie "attraktiv" oder "weniger attraktiv" einzuteilen. Auch hier habe ich wenn ich mich in der Öffentlichkeit bewege keinen Anspruch darauf, dass Menschen dies nicht tun. Die Gedanken sind frei, und das schließt auch die Freiheit ein, dass Andere mich hässlich oder ekelig finden dürfen. Gleichzeitig gibt es aber auch hier immer noch den Anspruch darauf, respektvoll behandelt zu werden. Das bedeutet für mich zum Beispiel, es für sich zu behalten wenn man den Gegenüber für eher weniger attraktiv hält, und keine unangemessene Annäherungen zu starten, wenn man den Gegenüber für attraktiv hält.
Im Grunde ist das alles ja wirklich kein Unterschied zum bekleidet sein. Leider scheint es aber Menschen zu geben, die meinen, nur weil man nackt ist gelten übliche soziale Regeln nicht und das Nacktsein des anderen ist ein Freifahrtschein zum Begaffen und für unangebrachte Kommentare. Als wir dieses Jahr zum Beispiel am Rosenfelder Strand nackt den Gehweg zwischen FKK-Strand und -Campingplatz überquert haben, machte eine (textile) Radfahrerin die sarkastische Bemerkung, was für ein "ästhetischer Anblick" wir doch wären - eine total übergriffige Bemerkung, die mir ihr gegenüber nie eingefallen wäre, obwohl mein Sinn für Ästhetik von ihren Anblick ähnlich angegriffen wurde. Solche "lustigen" Kommentare sind nicht unbedingt selten, wenn man sich nackt außerhalb offizieller FKK-Bereiche in der Öffentlichkeit aufhält und zeigt vielleicht, dass die Nacktheit bei einigen Menschen scheinbar doch die Hemmschwelle für übergriffige Bemerkungen senkt.
Zudem ist man nackt gleichzeitig umso verwundbarer, da es weniger Möglichkeit gibt, Sachen an sich zu kaschieren, die man selber an sich nicht so schön findet. Ich denke aber auch, wie Ralf geschrieben hat, dass dies auch die Chance bietet sich von äußeren Bewertungen zu lösen und zu lernen, sich selber zu akzeptieren. Trotzdem darf das kein übergriffiges Verhalten rechtfertigen. Unangebrachte Kommentare sind auch dann nicht in Ordnung, wenn sie an einem abperlen, und es sollte keine Erwartungshaltung sein, dass einem als Naturist laut geäußerte Kommentare und übergriffige Bemerkungen nichts anhaben.